Dr. Fritz Aurel Goergen (1909-1986)

Firmenleitung (1957 - 1964)

 

Nachdem Oscar Robert Henschel die Firmenleitung abgegeben hatte, wurde die Auffang- und Betriebsgesellschaft Henschel-Werke GmbH gegründet. Insolvenzverwalter Dr. Semmler bemühte sich, durch einzelne Teilverkäufe die hohen Schulden zu reduzieren.

Aber erst, als er 1959 den ehrgeizigen, agilen Dr. Fritz Aurel Goergen in den Aufsichtsrat holte, gab es plötzlich wieder neue Perspektiven. Goergen setzte sich als Sanierer voll ein und brachte Henschel wieder in gutes Fahrwasser. Er verjüngte die Führungsmannschaft radikal, erhöhte die Akkordproduktion um 10 % und erweiterte die Produktpalette. Es wurden nun auch Schiffsmotoren, Baumaschinen und anderes mehr gebaut.

Tatsächlich erlebte Henschel ein neues Wirtschaftswunder. Die Zahl der Mitarbeiter wuchs binnen kurzem von 9.000 auf 14.000 und weitere Gläubiger konnten ausbezahlt werden. Die Firma genoss erneut hohes Ansehen, „man war wieder wer.“ Goergen war 1958 mit 3,1 Mio. bei Henschel eingestiegen, 1964 waren seine Anteile 50 Mio. wert.

Dieser guten Entwicklung machte die völlig unvorhergesehene Verhaftung Goergens 1964 ein jähes Ende. Als einer der Wirtschaftskapitäne Deutschlands war Goergen auf einer Messe zu einem Bankett mit Bundeskanzler Erhard eingeladen. Um seine Frau anzurufen, verließ er kurz den Bankettsaal. Draußen erwartete ihn die Polizei und nahm ihn fest.

Die Gerüchteküche kochte - Goergen hatte sich mit seinem geschäftlichen Erfolg nicht nur Freunde gemacht…..

Man warf ihm persönliche Bereicherung im Rahmen eines Panzergeschäftes vor. Ein solches Vergehen konnte ihm nie nachgewiesen werden, aber es dauerte endlose 10 Jahre, bis das Verfahren tatsächlich eingestellt wurde.

Henschel hatte keinen solch langen Atem. Goergen, inzwischen erkrankt, verkaufte seine Firmenanteile an die Rheinischen Stahlwerke Essen und eröffnete damit den Reigen der Aufsplitterung des Konzern. Die Nachfolgefirmen der einzelnen Sparten verblieben meist auf dem Henschel-Gelände, viele Mitarbeiter nahmen sie mit. Aber der Nimbus der Weltfirma Henschel war Geschichte.

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