Presse-Archiv 2010
HNA vom 11.11.10
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Kassel: Henschel-Lok von 1952 rollt ins Museum
Henschel-Lok von 1952 rollt ins Museum
Die Lok ist eine Spende der Kasseler Firma MGW (Raabestraße), die sich um die Instandhaltung von Schienenfahrzeugen kümmert. Auf unserem Foto ist MGW-Geschäftsführer Klaus Weiß (rechts) zusammen mit Herbert Kambeck vom Henschel-Museum zu sehen. |
Kassel. Sie ist 40 Tonnen schwer und stand jahrelang unbeachtet in einem Krefelder Bahnschuppen. Jetzt ist die Henschel-Rangierlok aus dem Jahr 1952 nach Kassel zurückgekehrt. 8000 Euro hat das Liebhaberstück noch gekostet, das ab sofort dem Henschel-Museum gehört.
Die Lokomotive steht auf dem Außengelände des ehemaligen Henschel-Werks Rothenditmold neben der Hammerschmiede. Auftraggeber für den Bau war damals die Firma Esso. Die Lokomotive ist komplett verkleidet, um jeden Funkenflug zu verhindern. Sie hat mit 360 PS Treibstoffwaggons rangiert. (tos)
Mehr über das Henschel-Museum, Wolfhager Straße 109 unter http://regiowiki.hna.de/Henschelmuseum
HNA vom 01.11.10
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Stifter hinterlassen Spuren
In Kassel und der Region hat Stiften Tradition - Vom Regierungspräsidium gibt es Tipps
Stifter hinterlassen Spuren
Kassel. Seit über 1000 Jahren gibt es Stiftungen. Auch in der Region Kassel haben sie eine lange Tradition. Zu den bedeutendsten Stiftern Kassels gehören die Brüder Friedrich und Karl Murhard. Sie vermachten im 19. Jahrhundert der Stadt ihren Grundbesitz und ihr Vermögen, legten mit ihrer Stiftung den Grundstein für die Murhardsche Bibliothek.
Berühmte Stiftung: Die Murhardsche-Bibliothek auf einer historischen Postkarte aus der Zeit um 1900. Der Blick zeigt die Ansicht vom Weinberg auf die rückwärtige Seite des Gebäudes mit dem angrenzenden Fürstengarten. Archivfoto: nh |
Ein weiterer großer Stiftername in Kassel ist Sophie Henschel. Sie leitete die Firma Henschel in den Jahren 1894 bis 1912. Als Vorsitzende des Frauenvereins des Roten Kreuzes in Kassel begründete sie eine besondere Stiftungskultur von Frauen. Sie stiftete unter anderem den Grundstock für einen Schwimmbadbau, und sie errichtete die Lungenheilstätte in Oberkaufungen.
Heute zählt das Regierungspräsidium in Kassel 91 rechtsfähige Stiftungen. 251 sind es im gesamten Arbeitsbereich des RP.
Die Zahl wächst stetig. „Vor zehn Jahren habe ich mit 90 Stiftungen angefangen“, sagt die zuständige Referentin im RP, Sonja Pfeiffer. Unter dem Strich ist die Zahl noch höher, weil es Stiftungen gibt, die zu einer anderen Stiftung gehören.
Die Bandbreite der Stiftungszwecke ist groß: Es werden Kranke unterstützt, Vogelhäuschen gebaut oder Instrumente für Musiker bezahlt. „Wer eine Stiftung gründen möchte, braucht eine Idee, Geld, ein Stiftungsgeschäft und eine Verfassung“, sagt Pfeiffer. Dafür gibt es Vordrucke beim RP. Geld und Idee müsse der Stifter mitbringen. Laut Pfeiffer sind Stifter Menschen, die ihrem Umfeld etwas zurückgeben wollen. (gör/chr)
Info beim RP: Tel. 0561/106 21 26. Infos und Liste der Stiftungen auch im Internet: www.rp-kassel.hessen.de
Stifter in Hessen auch im Regiowiki auf www.hna.de/wiki
HNA vom 28.09.10
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Buch über Henschel-Chef Goergen
Buch über Henschel-Chef Goergen
Henschel-Chef bis 1964: Fritz-Aurel Goergen. Foto: Lengemann |
Kassel. Er war eine schillernde Figur und galt einige Jahre lang als Hoffnungsträger für Henschel. Über Fritz-Aurel Goergen, der Ende 1958 das insolvente Unternehmen übernahm, ist jetzt eine Dokumentation erschienen.
Unter dem Titel „Ich habe den Ruf, ein brutaler Hund zu sein“ hat der in der Kasseler Nordstadt aufgewachsene Peter Engelhard die letzte Etappe von Henschel als eigenständiges Unternehmen beleuchtet. Fritz-Aurel Goergen, dem unkonventionellen Manager aus dem Ruhrpott, war es zu verdanken, dass Henschel Anfang der 1960er-Jahre noch einmal richtig durchstartete. Ein vermeintlicher Korruptionsskandal beendete die Entwicklung. Im Mittelpunkt der Affäre, die damals bundesweit für Schlagzeilen sorgte, stand Fritz-Aurel Goergen. Die Staatsanwaltschaft konnte ihren Verdacht zwar nie belegen, trotzdem schlugen die Wellen hoch. In dem 79-seitigen Buch mit Bildern aus dem Archiv des Henschel-Museums wird diese Zeit anschaulich beleuchtet. Die Frage, wer Goergen damals angeschwärzt hat, bleibt auch in diesem lesenswerten Beitrag zur Henschel-Geschichte offen. (tos)
Peter Engelhard: Fritz-Aurel Goergen und die Henschel-Werke; „Ich habe den Ruf, ein brutaler Hund zu sein.“ Lechner Verlag, Calden, 9,80 Euro. Im Buchhandel erhältlich. ISBN 978-3-9813522-3-8.
HNA vom 31.08.10
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Dampf und Diesel im Südflügel
Ausstellung des Stadtmuseums zu 200 Jahre Henschel und der Kasseler Industriekultur im Kulturbahnhof
Dampf und Diesel im Südflügel
Kassel. Das Modell der ersten Henschel-Lokomotive, des Drachen, war ein Geschenk zum 100-jährigen Bestehen der Firma. Das war im Jahr 1910. Das Modell hat zwei Weltkriege überstanden und ist heute Bestandteil einer sehenswerten Ausstellung aus Anlass des 200. Jahrestages der Henschelgründung. Ab heute ist sie im Südflügel des Kulturbahnhofs geöffnet.
Mit dem Drache begann 1848 der Lokomotivbau in Kassel: Die Nachbildung gehört zur Ausstellung im Kulturbahnhof. Alexander Link (Foto) hat Exponate von Henschel bis Credé zusammengestellt. Foto: Herzog |
„Mit Dampf und Diesel“, dieser Titel der Ausstellung spielt auf die Faszination des Lokomotivbaus an. Der Drache aus dem Jahr 1848 war da nur der Anfang, Henschel stieg zum größten Lokbauer Europas und wichtigsten Arbeitgeber der Stadt auf. Kassel war Henschel - aber nicht nur. Die von Dr. Alexander Link, dem stellvertretenden Leiter des Stadtmuseums, konzipierte Ausstellung beleuchtet auch andere Aspekte der heimischen Industriekultur aus den vergangenen zwei Jahrhunderten.
Da darf natürlich der Waggonbauer Credé nicht fehlen, auf dessen ehemaligen Firmengelände in Niederzwehren sich heute das dez-Einkaufszentrum befindet. Vom Webstuhl als Symbol für die Textilindustrie mit Namen wie Salzmann und Spinnfaser bis zu den feinmechanischen Geräten von Fennel und anderen reichen die Exponate.
Es wird auch an die Tresorbauer Hölke (Hölkesches Haus) und Dallwig erinnert. Letztere hat in den 1930er-Jahren nicht nur damit geworben, dass ihre Tresore feuerfest sind, sondern das auch eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Als das Fridericianum bei einem frühen Bombenangriff im Jahr 1941 in Flammen aufging, hielt der Tresor. Darin befand sich das weltberühmte Hildebrandslied, das heute in der Murhardschen Bibliothek zu sehen ist.
Den Schwerpunkt der von der Kasseler Sparkasse finanziell unterstützten Ausstellung macht aber Henschel aus. Da ist zum Beispiel die Fahne der Sängervereinigung von 1898 zu sehen, die für den Henschel-Chor rekonstruiert wurde. Die Reitstiefel von Karl Anton Henschel (1912), eine Stechuhr aus dem Jahr 1930, der von Werner Henschel geschaffene Frisiertisch aus Marmor und angerostete Schilder aus dem Luftschutzkeller an der Mönchebergstraße.
Mit Dampf und Diesel, Ausstellung zu 200 Jahre Henschel, im Südflügel des Kulturbahnhofs, bis zum 26. Juni 2011, geöffnet dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr. Eintritt: Erwachsene drei Euro (ermäßigt 1,50 Euro), bis 18 Jahre frei. Kontakt für Gruppenführungen Tel. 787 14 00.
Mehr über Henschel unter www.hna.de/wiki
Von Thomas Siemon
HNA vom 29.08.10
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Familientag: 30.000 Menschen feierten Henschel-Geburtstag in Kassel
Familientag: 30.000 Menschen feierten Henschel-Geburtstag in Kassel
Kassel. Zum Familientag anlässlich des 200. Geburtstags der Firma Henschel tummelten sich am Sonntag 30.000 Besucher auf dem 900.000 Quadratmeter großen Gelände im Wirtschaftszentrum Mittelfeld im Kasseler Norden.
Zehntausende feiern Henschel-Geburtstag in Kassel |
Auf dem ehemaligen Henschelgelände hatten die Nachfolgeunternehmen wie die Daimler AG, Bombardier und Thyssen-Krupp ihre Werkstore geöffnet und alle Ehemaligen und anderen Interessierten eingeladen. Es war ein Fest der Generationen, bei dem viele Erinnerungen ausgetauscht wurden. Im Mittelpunkt stand das Defilé von 40 Nutzfahrzeuge-Oldtimern durch die Kasseler Innenstadt.
„Das waren die ersten Autos nach dem Krieg.“ Willi Spangenberg (80) aus Wolfhagen steht mit seinem ehemaligen Kollegen, Kurt Croll, und seinem Nachbarn Klaus Wiegand vor einem feuerroten Henschel-Lastwagen und schwelgt in Erinnerungen. „Der hatte das Fahrgestell von einem amerikanischen Militärwagen. Wir haben den aufgearbeitet, erst als Benziner, später mit Dieselmotor.“
1943, im Alter von 13 Jahren, hatte Spangenberg seine Lehre als Maschinenschlosser bei Henschel begonnen und es dort bis zur Rente geschafft. „Wir haben lange zusammengearbeitet, was?“ wendet er sich an Croll: „Wir waren eine große Henschel-Familie.“ Wenige Meter weiter fachsimpelt Werner Kurth (82) aus Kassel mit seinem Schwiegersohn Olaf Schäfer. Als Schlosser bei Henschel galt er als Schwerarbeiter und habe nach dem Krieg Extra-Portionen Lebensmittelmarken bekommen. „Ich könnte Stories erzählen ...“, sagt er.
Das Familienfest anlässlich des Jubiläums 200 Jahre Henschel war ein Tag der Generationen: Selten konnte man so viele Menschen unterschiedlichen Alters in Gespräche vertieft sehen. „Henschel ist Kassel und Kassel ist Henschel“ lautete das Motto auf dem Gelände Mittelfeld, wo heute auf 900 000 Quadratmetern Fläche über ein Dutzend Nachfolge-Firmen von der Daimler AG über Bombardier bis Thyssen-Krupp zusammen 5500 Menschen beschäftigen.
30 000 Besucher - davon die meisten Mitarbeiter oder ehemalige Henschelaner - kamen zur Geburtstagsparty und standen zum Teil schon vor dem offiziellen Einlass um 10 Uhr vor den Werkstoren. „Der Andrang war enorm“, sagt Daimler-Sprecherin Julia Löffler. Höhepunkt war die Nutzfahrzeuge-Oldtimer-Schau. 160 Schätzchen, von denen nicht wenige einst in Kassel gebaut worden waren, konnten auf dem Gelände verteilt bestaunt werden; 40 davon machten eine Spritztour durch die Innenstadt.
Nicht nur die Vergangenheit, auch die Gegenwart interessierte viele Besucher. Auf der Teststrecke von Rheinmetall Landsysteme und Radfahrzeuge durften die Gäste beispielsweise taktische und logistische Fahrzeuge live erleben. Lars Köhler (14) hat sich einen Unimog von innen angeschaut und ist begeistert. „Das erlebt man nicht alle Tage“, sagt sein Vater Alexander Köhler aus Ahnatal. Er arbeitet bei Thyssen-Henschel und hat seinem Sohnemann - wie so viele Väter und Großväter - eine Menge aus dem Arbeitsleben auf dem Mittelfeld. zu erzählen.
Von Christina Hein
HNA vom 22.08.10
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Von Drachen und Müllmonstern
Blauer Sonntag der nordhessischen Industriekultur lockte Besucher in Museen und Unternehmen
Von Drachen und Müllmonstern
Kassel / Kreis Kassel. Nachdem David Wicke (10) und Paul Bonn (12) das Modell der Henschel-Lok „Drache“ mit ihrer Oma Wilma Wicke betrachtet haben, schauen die beiden Jungen mit Gerhard Wicke, ihrem Großvater, bei Wolfgang Kleinfeld vorbei.
Großes Interesse: Wenn das Technik-Museum seine Tore öffnet, dessen Eingang sich jetzt in der Wolfhager Straße 109 Ecke Brandaustraße befindet, lassen die Besucher nicht lange auf sich warten. Elke und Bernd Hoffmann aus Oberkaufungen (von links) und weitere Gäste schauen sich die Feuerspritze von 1805 näher an. Fotos: Wienecke |
Der Sammler ist Mitglied des Museumsvereins und stellte beim Blauen Sonntag 110 feinmechanische und optische Instrumente im Technik-Museum aus. „Kassel war eine Hochburg der Feinmechanik“, erläutert er. Elke und Bernd Hoffmann sind aus Oberkaufungen ins Museum gekommen. „Das muss ganz schön gepoltert haben“, meinen sie beim Anblick der Nieten auf den Rädern der Feuerspritze von 1805. Dieter Hüther hat bis 1943 in Rothenditmold gelebt. „Ich finde das faszinierend“, sagt der 75-Jährige über die Lokomotiven und Lkw. Auch im benachbarten Henschel-Museum hat er bereits vorbeigeschaut.
Zu den Standorten der Industriekultur, die unter dem Motto „Sesam öffne dich“ gestern zum Blauen Sonntag öffneten, gehörte auch Salzmann & Companie. Oliver Leuer vom Verein Kulturfabrik Salzmann wanderte mit den Besuchern einmal um und quer durch die Fabrik und bot Gesangseinlagen. Nachdem die 100 schockierten Besucher durch die Müllhinterlassenschaften von Mietern des Websaals gewatet waren, verloren sie zum Teil den Anschluss an die Führung. Im Sitzungssaal konnten dann als Kontrastprogramm Stuck, Holzvertäfelungen und Bleiglasfenster betrachtet werden.
In der Herkulesschmiede Messinghof zeigten Iris Speck und Kristian Marx ihr Können, sie stellten Schmuck und Messer her. Boris Klopotek assistierte den Schmieden aus Hemeln. Beide Führungen durch das Industriedenkmal von Albert Gronau (72) waren ausgebucht, er zeigte den Gießereiflügel und das Torhaus.
In Oberkaufungen hatte neben dem Bergwerkmuseum Rossgang auch das Hessische Ziegeleimuseum geöffnet, das sich in Blau und mit optischen Phänomenen präsentierte.
Zwei Workcamps zu Gast
Christoph Jöckel vom Vorstand des Vereins Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne tauschte sich in der Maschinenhalle mit jungen Leuten aus Russland, Tschechien, Spanien und weiteren Ländern aus. Im Rahmen von zwei Workcamps des Service Civil International (SCI), einer Friedens- und Austauschorganisation, sind sie derzeit in der Ziegelei tätig und warteten mit internationalen Suppen, Kuchen und Salaten auf. Mit der Museumsleiterin Tamara Leszner war ein Blick in das historische Firmenarchiv möglich.
In Niestetal beteiligte sich das Solar-Unternehmen SMA, in Baunatal VW sowie das Brauhaus Knallhütte. In Guntershausen startete ein eisenbahnhistorischer Spaziergang. Veranstalter des Blauen Sonntags war Nino, das Netzwerk Industriekultur Nordhessen, das von der Fördergesellschaft Nordhessen getragen wird.
Von Bettina Wienecke
HNA vom 30.06.10
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Die Spuren von Henschel
Frisch saniertes Ehrengrab der Familie ist Teil eines Stadtplans zur Firmengeschichte
Die Spuren von Henschel
Kassel. Die 200-jährige Firmengeschichte von Henschel hat Kassel geprägt. Mit dem Festakt im historischen Gießhaus begannen die Feierlichkeiten, die sich bis in den September fortsetzen werden. Pünktlich zum Jubiläum hat die Stadt jetzt das Ehrengrab der Familie Henschel auf dem Hauptfriedhof saniert.
Ruhestätte auf dem Hauptfriedhof: Das Ehrengrab der Familie Henschel wurde saniert. Metallbauer Horst Rehbein (von links), Christine Schneider (Umwelt- und Gartenamt) und Steinmetz Friedrich Gerloff waren daran beteiligt. Foto: Herzog |
Es ist eine der ältesten Grabstätten auf dem Hauptfriedhof (Abteilung 6, Nr. 83). Seit 1846 gibt es sie. Hier sind Sophie Henschel und ihr Mann Oskar neben zahlreichen anderen Familienmitgliedern begraben.
Der Gitterzaun, der noch bei Henschel gegossen wurde, ist jetzt ebenso erneuert wie die Natursteinmauern und die Bepflanzung. 12 000 Euro hat das nach Angaben von Christine Schneider vom städtischen Umwelt- und Gartenamt gekostet.
KVG und Museum
Das Familiengrab ist eine der Stationen eines sehr informativen Henschel-Stadtplans, den die Kasseler Verkehrsgesellschaft (KVG) gemeinsam mit dem Henschel-Museum aufgelegt hat.
Erste Station ist der Bergpark Wilhelmshöhe. Dort arbeitete Georg Christian Carl Henschel ab 1796 als Nachfolger des legendären Brunnenmeisters Carl Steinhofer. Die gusseiserne Teufelsbrücke fertigte Johann Werner Henschel (1782 bis 1850) ebenso wie die Kuppel des Gewächshauses.
Das Rot-Kreuz-Krankenhaus (Baujahr 1908) in Wehlheiden verdankt seine Existenz einer großzügigen Spende von Sophie Henschel. Die sozial engagierte und wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmerin hat auch die Lungenheilstätte in Kaufungen bauen lassen. Den Henschel-Brunnen neben dem Kasseler Rathaus stiftete sie zu Ehren ihres verstorbenen Mannes Carl Anton Oskar.
Das Kutscherhaus der Henschels auf dem Weinberg, das heute das Museum für Sepulkralkultur beherbergt, und Schlösschen Schönfeld mit dem Nachguss der Brunnenskulptur „Hermann und Dorothea“, das Gießhaus der Universität auf dem Gelände des früheren Stammwerkes sowie die ehemaligen Henschel-Standorte Rothenditmold, Mittelfeld und Henschel-Flugmotoren (heute VW) in Altenbauna sind weitere Stationen. Zu denen gehört auch die Martinskirche in der Innenstadt. In deren Südturm hing bis zur Bombennacht am 22. Oktober 1943 die große Glocke „Osanna“. Werner Henschel hatte sie 1818 gestaltet und gegossen. Heute steht die Glocke als Mahnmal ebenerdig im Eingangsbereich der Kirche.
Alle Stationen des Henschel-Stadtplans sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Er liegt kostenlos in Bussen und Bahnen aus.
Infotel. 0180 23 40 18 0.
Mehr Informationen über 200 Jahre Henschel in Kassel im RegioWiki unter http://regiowiki.hna.de/henschel
Von Thomas Siemon
HNA vom 22.06.10
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„Firma gehört zur Identität“
Interview mit dem Professor für Wirtschaftsgeschichte, Jürgen Nautz
„Firma gehört zur Identität“
Vor 200 Jahren begann die Firmengeschichte von Henschel in Kassel. Der einstmals größte Lokomotivbauer Europas war über Jahrzehnte Kassels wichtigster Arbeitgeber. Die Chancen, dass die Firmengeschichte jetzt endlich aufgearbeitet wird, stehen gut. Darüber haben wir mit dem Professor für Wirtschaftsgeschichte, Jürgen Nautz (Ahnatal), gesprochen.
Henschel hat Kassel bis in die 1970er-Jahre geprägt. Welche neuen Erkenntnisse sind jetzt noch zu erwarten?
Jürgen Nautz: Wir haben zum ersten Mal die Gelegenheit, das umfangreiche Familienarchiv zu erforschen. Das ist ein Schatz. Werner P. Henschel, der Sohn des letzten Firmenchefs aus der Familie, hat das Archiv dem Henschel-Museum zur Verfügung gestellt. Es enthält jede Menge hochinteressante Dokumente zur Firmengeschichte.
Welche denn?
Nautz: Das fängt Ende des 18. Jahrhunderts an und geht bis ins 20. Jahrhundert. Von Konstruktionszeichnungen über Heirats- und Erbschaftsverträge bis zu Reiseberichten und Kriegstagebüchern gibt es jede Menge Unterlagen. Darunter sind auch handgeschriebene Kochrezepte.
Muss die Henschel-Geschichte neu geschrieben werden?
Nautz: Sie muss überhaupt erst einmal geschrieben werden. Unter den deutschen Großunternehmen ist Henschel eines der wenigen, bei dem das noch nicht geschehen ist.
Was versprechen Sie sich davon?
Nautz: Henschel ist eine Herzensangelegenheit. Nahezu jede Familie in Kassel und Umgebung, die schon länger hier lebt, hat einen Bezug zu Henschel. Mein Schwiegervater war bei Henschel, meine Frau hat da ihre Lehre gemacht. So geht das ganz vielen hier.
Wie wichtig ist Henschel heute noch für Kassel?
Nautz: Die Firma war sehr lange sehr innovativ. Das wirkt bis heute nach. In den Firmen, die heute zum Beispiel im ehemaligen Werk Mittelfeld produzieren, arbeiten immer noch viele Henschelaner. Eine Region, die gerade erst anfängt, wieder stolz auf ihre wirtschaftliche Entwicklung zu sein, braucht eine Identität. Zu der gehört Henschel.
Auch mit der Geschichte als Rüstungsschmiede im 3. Reich?
Nautz: Auch dieser Teil der Unternehmensgeschichte muss aufgearbeitet werden. Das Familienarchiv liefert dazu bestimmt weitere Erkenntnisse.
Wann wird man das genauer wissen?
Nautz: Das wird sicher drei bis vier Jahre dauern. Noch ist die Finanzierung nicht gesichert. Es fehlt an Räumen, Regalen für das Material und an Geld für qualifizierte Mitarbeiter. Wir werden einen Förderantrag bei der Deutschen Forschungsgesellschaft stellen, sind aber auch auf weitere Unterstützung angewiesen.
Von Thomas Siemon
HNA vom 07.06.10
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Henschelstern auf dem Kühler
Oskar Robert Henschel (1899 bis 1982) übernahm die Firma in Zeiten der Inflation
Henschelstern auf dem Kühler
Kassel. Seit den Anfängen der Firma Henschel im Jahr 1810 war es trotz einiger Rückschläge immer bergauf gegangen. Die Entwicklung mit dem Aufstieg zu Europas größtem Hersteller von Lokomotiven schien unaufhaltsam. Bis zum Jahr 1922 stieg die Zahl der Mitarbeiter auf 10 700 an. Doch mit der Inflation , die ein Jahr später ihren Höhepunkt erreichte, wurde diese Entwicklung jäh gestoppt.
Entlassungen und Notgeld
Firmenchef ab 1924: Oskar Robert Henschel |
Als mit Oskar Robert Henschel 1924 die sechste Generation aus der Familie die Leitung übernahm, war in erster Linie Krisenmanagement gefragt. Selbst die stolzen Henschelaner, die immer mehr Geld in der Lohntüte und bessere Sozialleistungen als andere hatten, mussten um ihren Arbeitsplatz bangen. Innerhalb von vier Monaten zu Beginn des Jahres 1924 kündigte Henschel 3300 Mitarbeitern.
Das Geld hatte in einer galoppierenden Inflation dramatisch an Wert verloren. Innerhalb kurzer Zeit stieg der Preis für ein Roggenbrot auf 136 Mark (Januar 1923), auf 555 Mark (Juni) und im November des Jahres auf unfassbare 192 Milliarden Mark. Große Firmen wie Henschel brachten Notgeld heraus. Erst mit der Einführung der Reichsmark war die Zeit der vielen Nullen vorbei.
Die wirtschaftliche Lage blieb aber weiter angespannt. Das machte sich auch bei den Bestellungen für Lokomotiven dramatisch bemerkbar. Die Deutsche Reichsbahn, bislang der größte und zuverlässigste Kunde von Henschel, reduzierte ihre Bestellungen um 90 Prozent. Im ersten Geschäftsjahr mit Oskar Robert Henschel an der Spitze gab es nicht eine einzige Bestellung. Der Markt für Lokomotiven war so schlecht wie nie zuvor.
Aus der Not heraus forcierte Henschel die Aktivitäten in anderen Geschäftsfeldern. Der erste in Kassel produzierte Lkw aus dem Jahr 1925 hatte 50 PS, fünf Jahre später baute Henschel den mit 250 PS stärksten Nutzfahrzeugmotor auf dem Markt. Im Jahr 1926 nahm die deutsche Reichspost die ersten drei Henschel-Omnibusse in Betrieb.
Die Abteilung Straßenbaumaschinen ging 1924 an den Start. Hier wurden unter anderem Dampfwalzen, Teerkocher, Teertankwagen sowie Wohn- und Gerätewagen hergestellt. Versucht hat Henschel damals einiges. Zu den Produkten, die schnell wieder verworfen wurden, gehörten auch die so genannten Caffix-Maschinen. Mit Heißdampf betrieben, sollte dieser Vorläufer heutiger Espresso-Maschinen in der Gastronomie eingesetzt werden. Da war Henschel wohl seiner Zeit zu weit voraus.
Der Bau von Bussen und Lkw wurde ab 1925 zum wichtigen Standbein, der sechsstrahlige Stern auf der Kühlerhaube zum Markenzeichen.
Von Thomas Siemon
HNA vom 07.06.10
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Abriss der Henschel-Villa in der Krise
Prachtvolles Gebäude auf dem Weinberg war ein Symbol des wirtschaftlichen Niedergangs
Abriss der Henschel-Villa in der Krise
Erst die Inflation, dann die Weltwirtschaftskrise. Die Firma Henschel war ein Spiegel der Entwicklung. Für Oskar Henschel war im Jahr 1931 ein Punkt erreicht, an dem auch im privaten Vermögen eine Zäsur nötig schien.
Symbol für den wirtschaftlichen Niedergang: Mit der Henschel-Villa auf dem Weinberg wurde eines der schönsten Gebäude der Stadt abgerissen. |
Am 4. Dezember erschien im Kasseler Tageblatt eine Meldung, die für reichlich Gesprächsstoff sorgte: „Wir erhalten soeben die Nachricht, die den Wandel der Zeiten besser illustriert als tausend andere Dinge, die sonst an unser Ohr dringen. Wie wir hören, hat Herr Oskar Henschel den Antrag gestellt, seine große Villa, die seinerzeit von seinem Vater mit erheblichem Kostenaufwand gebaut wurde, abzureißen. Als Grund für die Absicht, dieses hervorragend schöne Gebäude dem Erdboden gleichzumachen, wird die übermäßig hohe Hauszinssteuer und die Unmöglichkeit, zur Zeit einen Käufer für das Grundstück zu finden, angegeben.“
Die Nachricht war ein Schock, denn immerhin ging es um das wohl prachtvollste Privatgebäude der Stadt. Doch Oskar Robert Henschel ließ sich nicht umstimmen. Er ärgerte sich über die steuerliche Belastung von 33 000 Mark im Jahr für eine Villa, in der nach dem Auszug seiner Stiefmutter ohnehin niemand mehr wohnte. Die Stadt wollte das Gebäude auch nicht übernehmen. Die hatte zu dieser Zeit ganz andere Sorgen. Wegen der Absatzschwierigkeiten für Lokomotiven hatte Henschel die Produktion vorübergehend komplett eingestellt, bei Credé und anderen großen Firmen sah es nicht besser aus.
Die Arbeitslosenzahlen in Kassel waren innerhalb weniger Jahre von 2500 auf 33 700 gestiegen. Hochkonjunktur hatten nur die Volksküchen. Vom Kaufmann, dem die Wirtschaftskrise die Existenz zerstört hatte, über den Handwerker, der keine Aufträge mehr bekam, bis zum Arbeiter, der nicht mehr gebraucht wurde, standen sie alle in der Schlange für die Essensausgabe an Bedürftige.
Der Abriss der Henschel-Villa im Jahr 1932 war ein Symbol für den wirtschaftlichen Niedergang.
HNA vom 29.04.10
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Karl Anton Theodor Henschel (1873 bis 1924): Vom Eisenerz bis zur Lokomotive alles in einer Hand
Karl Anton Theodor Henschel (1873 bis 1924): Vom Eisenerz bis zur Lokomotive alles in einer Hand
Henschel: Firma wird zum Großkonzern
Kassel. Er war der erste Firmenchef von Henschel, der einen modernen Konzern leitete. Karl Anton Theodor Henschel machte beim Lokomotivbau ordentlich Dampf.
© Stadtmuseum - Riesige Halle: Die Aufnahme zeigt die Lokomotivwerkstatt von Henschel an der Holländischen Straße im Jahr 1910. |
Er trieb die Planungen für den neuen Produktionsstandort Mittelfeld voran und verwirklichte eine für Henschel völlig neue Philosophie. Von der Rohstoffgewinnung bis zum fertigen Produkt sollte alles unter einem Firmendach gebündelt werden. Seine Mutter Sophie ließ ihm dafür früh freie Hand. Als 27-Jähriger stieg er im Jahr 1900 in die Firma ein. Noch bevor Karl die Firma von seiner Mutter übernahm, stellte er wichtige Weichen. Dazu gehörten der Bau des neuen Verwaltungsgebäudes am Holländischen Platz (1902) und der Kauf der Henrichshütte bei Hattingen (1904). Später kamen Erzgruben und Steinkohlebergwerke hinzu.
Anfang des 20. Jahrhunderts war Henschel zu einer international bekannten Marke geworden. Auf der Weltausstellung in St. Louis (USA) im Jahr 1904 wurde die damals modernste Henschel-Schnellbahnlok präsentiert. Die brachte es auf eine für damalige Zeiten sensationelle Höchstgeschwindigkeit von 144 Kilometern pro Stunde. Wichtige Voraussetzungen dafür hatte der Kasseler Ingenieur Wilhelm Schmidt geschaffen, der in seiner Werkstatt in Wilhelmshöhe Pionierarbeit für die Heißdampflokomotive leistete. 1905 produziert Henschel die erste elektrische Lokomotive.
Rüstungsaufträge
Im Februar 1912 wurde Karl Henschel alleiniger Inhaber der Firma. Die Geschäfte gingen gut, die Zahl der Mitarbeiter stieg von 6000 auf 10 000. Mit dem 1. Weltkrieg, der 1914 begann, bekam Henschel immer mehr Rüstungsaufträge. Zunächst ging es noch ausschließlich um Lokomotiven, die für den Transport von Soldaten, Munition und Proviant gebraucht wurden. Ab 1917 wurde Henschel zur Waffenschmiede. Im Werk Mittelfeld landeten erbeutete Geschütze aus England, Belgien und Russland.
© Stadtmuseum - Familienidylle: Karl Henschel mit seinen Söhnen aus der zweiten Ehe mit Hildegard von Scheffer. Reinhard (links) arbeitete später als Diplomat. Daneben der nach heutigem Geschmack wie ein Mädchen gekleidete Karl Anton. |
Hier wurden sie umgebaut und für die deutschen Truppen wieder an die verschiedenen Fronten transportiert.
Die einzige militärische Eigenentwicklung war ein Eisenbahngeschütz gegen Flugzeugangriffe, das aber nicht mehr zum Einsatz kam.
Nach dem Ende des 1. Weltkrieges musste Henschel mehrere Anlagen verschrotten. Die Siegermächte befürchteten, dass damit Waffen hergestellt werden könnten. Karl Henschel konzentrierte sich wieder ganz auf den Lokomotivbau, Werkstätten wurden erweitert, die Kesselschmiede wurde modernisiert.
Karl Henschel war zu diesem Zeitpunkt schon gesundheitlich angeschlagen. Den Lkw-Bau hat er noch auf den Weg gebracht, aber nicht mehr erlebt. Er starb am 11. Dezember 1924.
Von Thomas Siemon