Die Henschelei soll sichtbarer werden
HNA vom 2. Dezember 2023
Trägerverein des Museums mit neuem Leitungsteam und neuem Konzept
Sie führen durchs Museum: Kurt Bangert (links) ist neuer Museumsleiter des Henschelmuseums, und Uwe Müller ist der neue Vorsitzende des Vereins Henschel-Museum und -Sammlung. |
VON CLAUDIA FESER
Kassel – Der neue Vorsitzende des Vereins Henschel-Museum und Sammlung ist „ein echter Henschelaner“, wie er sagt: Uwe Müller aus Espenau ist der neue Mann an der Spitze und Nachfolger von Claus-Achim Schlemper. Die Firma Henschel ist Teil von Müllers Familiengeschichte, denn sein Vater und Großvater haben „in der Henschelei“ gearbeitet. Neuer ehrenamtlicher Leiter des Museums ist Kurt Bangert – er folgt auf Helmut Weich, der vor einem Jahr verstorben ist.
Uwe Müller will mit seinem Vorstandsteam das Museum noch besser in den Stadtteil Rothenditmold integrieren: mit längeren Öffnungszeiten und mehr Programm. „Wir wollen sichtbarer werden“, sagt der 63-Jährige.
Dazu gehöre auch der Wunsch, dass mehr Kasseler Industrie-Unternehmen ihre Auszubildenden ins Henschel-Museum schicken sollten, also dorthin,wo einst Europas größter Lokomotivbauer seinen Firmensitz hatte.
Das Museum liegt im Gebäude R 11 auf dem ehemaligen Werksgelände Rothenditmold. Im Erdgeschoss, wo früher Büros und die Sanitätsstation der Henschelei lagen, befinden sich heute der Empfangsbereich und Büros. Im ersten Stockwerk werden die Geschichte der Familie Henschel und des Henschel-Werks sehr ansprechend präsentiert, mit vielen Fotos, Filmen, und Objekten aus der Geschichte des 147 Jahre alten Familienunternehmens.
Nach den ersten Jahren an der Weserstraße, wo Georg Christian Carl Henschel 1810 die „Maschinenfabrik Henschel & Sohn“ gegründet hatte – hinter dem Freyhaus neben dem Karlshospital –, war eine Expansion nötig. Deshalb wurde eine weitere Fabrikanlage an der unteren Mönchebergstraße gebaut, auf dem heutigen Uni-Campus.
Aber die Mitglieder des Trägervereins stellen immer wieder fest, dass viele Studierende heutzutage wenig davon wissen: „Viele studieren hier und wissen gar nicht, dass sie auf dem Henschel-Stammsitz aus dem Jahr 1837 studieren“, sagt Müller.
Zum Museum gehört auch die umfassende Sammlung: ein Familienarchiv aus Fotoalben und Briefen sowie das Lokomotivarchiv mit Betriebsanleitungen, Zeichnungsregister und Fotos der Henschel-Loks, die weltweit exportiert wurden. Mehr als 30 000 Lokomotivpläne sind im Haus an der Wolfhager Straße archiviert. Damit gilt es als eines der größten Lokomotivarchive Europas. „Das ist ein enormes Alleinstellungsmerkmal“, sagt Renate Fricke vom Verein, „das Archiv ist das Wertvollste, was wir haben, und das ist extrem lebendig.“ Immer wieder gebe es Anfragen nach Konstruktionszeichnungen.
Warum Dieselloks noch heute so faszinieren, beantwortet Kurt Bangert, der Leiter des Henschelmuseums, so: „Das ist so wie bei einem Lebewesen, das schnauft, zischt und sich bewegt.“ Und Uwe Müller spricht von einer Urkraft, „die Emotionen in uns freisetzt“.
Künftig solle die Kooperation mit dem benachbarten Technikmuseum ausgebaut werden. „Dort stehen unser Transrapid, unser Drache und die Werkzeugmaschinen und Dampfmaschinen“, sagt Müller. Ein neues Museumskonzept unter dem Titel „Henschelei“ ist in Planung. Für das Henschelmuseum sucht der Trägerverein mit seinen 156 Mitgliedern noch weitere Ehrenamtliche. Die könnten, natürlich nach vorheriger Schulung, helfen, das Museum in der Öffentlichkeit noch sichtbarer zu machen. Zurzeit hat das Museum nur an jedem ersten Samstag und Sonntag im Monat, jeweils von 14 bis 17 Uhr, geöffnet.
Zuletzt geändert am: 24.05.2024 um 08:33
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