Sammlungen unter einem Dach?

Veröffentlicht von Administrator am 12.10.2022

HNA vom 13. Oktober 2022

Henschel- und Technikmuseum könnten in frühere Hammerschmiede ziehen
 

Schwergewicht: Diese Henschellokomotive aus dem Jahr 1942 gehört zu den größten Ausstellungsstücken im Technikmuseum in Rothenditmold. FOTO: THOMAS SIEMON
Schwergewicht: Diese Henschellokomotive aus dem Jahr 1942 gehört zu den größten Ausstellungsstücken im Technikmuseum in Rothenditmold. FOTO: THOMAS SIEMON

VON THOMAS SIEMON


Kassel – Warum arbeiten das Technikmuseum Kassel und das Henschelmuseum nicht enger zusammen und präsentieren ihre Sammlungen unter einem Dach? Die Idee stand immer mal wieder im Raum. Jetzt könnte es konkret werden. Für Bewegung sorgen die Pläne zur Entwicklung des ehemaligen Henschel-Geländes in Rothenditmold. Dort sollen in den nächsten Jahren 600 bis 700 Wohnungen entstehen und zugleich die denkmalgeschützten Backsteinhallen neu genutzt werden. Die Pläne, über die die HNA bereits berichtet hat, wurden jetzt auch im Ausschuss für Stadtentwicklung, Mobilität und Verkehr präsentiert.
Dabei wurde unter anderem deutlich, dass es erhebliche bauliche Veränderungen auf dem Gelände geben soll. Davon betroffen wären sowohl die heutigen Standorte des Technikmuseums in zwei ehemaligen Werkshallen als auch das Henschelmuseum in einem früheren Verwaltungsbau. Beide Einrichtungen sollen ebenso wie die Kulturschaffenden und der Skaterverein Mr. Wilson auf dem Gelände bleiben. Das machten Projektentwickler Michael Linker und Mandy Susan Bressel von Heindrich Immobilien im Ausschuss deutlich.

In direkter Nachbarschaft: Vor dem Henschelmuseum steht diese Dampfwalze, die in der Kasseler Firma produziert wurde. Links ist das Technikmuseum. ARCHIVFOTO: THOMAS SIEMON
In direkter Nachbarschaft: Vor dem Henschelmuseum steht diese Dampfwalze, die in der Kasseler Firma produziert wurde. Links ist das Technikmuseum. ARCHIVFOTO: THOMAS SIEMON

Noch sei man in einem frühen Stadium der Gespräche, doch einen Standort für die Museen habe man bereits im Blick, sagte Michael Linker. Es handelt sich dabei um das Gebäude der ehemaligen Hammerschmiede. Die könne mit dieser Nutzung zum Herzstück des neuen Geländes werden. Dort sei es auch möglich, den Außenbereich zum Beispiel für die Präsentation größerer Ausstellungsstücke zu nutzen. Bislang stehen unter dem Dach des Technikmuseums zum Beispiel eine große Henschellokomotive aus dem Jahr 1942 und ein früher Transrapid, ein kompletter Henschel-Löschzug sowie mehrere historische Straßenbahnen.
Und wie kommt diese Idee bei den Beteiligten an? Die Grundidee finde er gut, bei der Umsetzung gebe es allerdings eine ganze Reihe von Schwierigkeiten, sagt Helmut Weich vom Henschelmuseum. Der Verein, der das Museum ehrenamtlich betreibt, könne einen Umzug nicht aus eigener Kraft stemmen. Als Beispiel für die Dimensionen einer Verlagerung nennt er das Lokarchiv mit 500 000 Zeichnungen und einer riesigen Fotodokumentation.
Ein Kraftakt wäre der Umzug auch für das Technikmuseum. „Trotzdem können wir uns das vorstellen“, sagt Karsten Stückrath vom Vorstand. Derzeit wird in Kooperation mit der Stadt und einem Berliner Büro ohnehin an einem neuen Präsentationskonzept gearbeitet. Das wäre auch an einem anderen Standort mit einem Partner umsetzbar.

KOMMENTAR


Gemeinsamer Museumsstandort
Diese Chance kommt so schnell nicht wieder

VON THOMAS SIEMON


Keine Unternehmerfamilie hat Kassel über Generationen so geprägt wie die Henschels. Lokomotiven mit dem Henschelstern wurden in alle Welt exportiert. Daran erinnert ein Museum, das seit vielen Jahren mit großem Einsatz ehrenamtlich betrieben wird.
Die Anfänge des benachbarten Technikmuseums auf dem früheren Henschelgelände in Rothenditmold waren ganz ähnlich. Mittlerweile bemüht man sich mit Unterstützung der Stadt darum, den nächsten Schritt zu einer professionelleren Präsentation zu gehen. Da ist bei beiden Museen noch einiges an Luft nach oben.
Durch die Entwicklung des 100 000 Quadratmeter großen Areals im Herzen von Rothenditmold bietet sich jetzt eine womöglich einmalige Chance. Der neue Eigentümer möchte eine attraktive Mischung aus modernen Neubauten und historischen Industriebauten. Das frühere Henschelgelände mit seinen noch weitgehend intakten Hallen bietet dafür allerbeste Voraussetzungen.
Neben der Architektur gibt es aber auch ein Interesse, den Kulturstandort weiter zu entwickeln. Ein wesentlicher Bestandteil könnte ein Museum werden, das unter einem Dach Henschel- und andere Technikgeschichte aus Kassel präsentiert. Nach all den Jahren der Unsicherheit ist das eine überaus reizvolle Option. Auch wenn es noch viele Details zu klären gibt: Es ist an der Zeit, die Kooperation zweier verwandter Museen weiterzuentwickeln. Ein gemeinsamer Standort wäre für beide gut. tos[at]hna[dot]de

Zuletzt geändert am: 28.05.2024 um 10:26

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