Die „private“ Fabrikherrin

Firmenleitung (1894 – 1912)

Es ist mir gelungen, einen meiner Situation als Frau angemessenen Führungsstil zu entwickeln: nicht am Schreibtisch in der Firma, sondern am Gästetisch zu Hause wurde mit den Direktoren gesprochen und entschieden. Deshalb bezeichnete man mich bald auch als „Strategin im Verborgenen“. So konnte ich die Firma nicht nur weiter führen, sondern ihr auch erfolgreich technisch neue Wege eröffnen und unsere Sozialpolitik wesentlich intensivieren. 1898 z.B. verließ die erste Heißdampflokomotive die Hallen, und es wurden eine Fortbildungsschule, ein Kindergarten, das Wohlfahrtshaus für die vielen Fabrik-Vereine und vieles mehr eingerichtet. Das große Fest 1910 zur Feier unseres 100. Firmengeburtstags und der Auslieferung unserer 10000. Lokomotive hätten meinen leider viel zu früh verstorbenen Mann sehr stolz gemacht.

Auch in der Stadt Kassel habe ich mich im sozialen Bereich engagiert. 36 Jahre lang führte ich den Vaterländischen Frauenverein nach dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“. Es ging nicht primär darum, Probleme zu lindern, sondern sie zu lösen. So entstanden z. B. eine Schwesternschule, eine Lungenklinik in Kaufungen, das Rote Kreuz Krankenhaus und manches mehr.

Dankbar bin ich, dass mir die Kraft gegeben wurde, all die vielen Aufgaben in der Firma, der Familie – wir haben drei Töchter und einen Sohn - und der Stadt zu bewältigen. Äußeres Zeichen für ein Gelingen dieser Vorhaben waren 1899 die Verleihung des Willhelms-Ordens durch Kaiser Wilhelm II und 1911 die Ehrung mit der Kaiserin Augusta-Medaille. So gab ich 1912 mit großer Genugtuung unsere Firma in die Hände meines Sohnes Karl mit dem Wunsch, dass er den Beamten und Arbeitern ein gerechter und wohlwollender Chef sein möge.

Möchten Sie mehr wissen über diese einzige Lokomotiv-Fabrikantin der Welt, von deren Wirken hunderte schriftlicher Zeugnisse im Familien-Archiv des Henschel-Museums zeugen?

Dann besuchen Sie unser Museum.

Zuletzt geändert am: 09.02.2024 um 11:33